Abschiede

Abschiednehmen ist schwer

Meine geliebte Mischlingshündin Sita hat gestern die Regenbogenbrücke betreten.

Ich hatte geglaubt, durch die räumliche Trennung seit ein paar Jahren den bittersten Abschied schon hinter mir zu haben. Irrtum! Ich habe immer wieder weinen müssen heute und bin ganz verquollen im Gesicht…

Dabei gibt es, je älter man wird, immer mehr Abschiede zu bewältigen. Bei Mutter und Vater allein bleibt es ja nicht. Der erste schlimme Abschied war mein erstgeborener Sohn, als er tödlich verunglückte. Das ist jetzt mehr als vierzig Jahre her.

Als meine Mutter dann gestorben war, fühlte ich mich plötzlich alt, obwohl meine beiden anderen Kinder noch so klein waren.   Als ich später im Saarland lebte, freundete ich mich mit der Mutter meines Lebenspartners an und begleitete sie bei ihren Theaterfahrten. Sie war eine sehr liebe Frau und hatte Diabetes. Die jüngste Tochter von ihr sollte das Haus bekommen und ihr dafür ein lebenslanges Wohnrecht einräumen. So kam es aber nicht, denn diese Tochter liebte die schnellen Autos und so gehörte das Haus eines Tages der Bank und die liebe Mutter kam in ein Heim. Ein wenig wirr im Kopf hat sie sich dann auf dem Heimweg vom Nikolausmarkt in der Richtung geirrt, ging wegen Harndrang neben der Straße hinter einen Busch und konnte wegen Unterzuckerung nicht mehr aufstehen. Drei Wochen lag sie dort neben der Straße im Regen. Wir sind die Straßen wieder und wieder abgelaufen, um sie zu suchen. – Als die Regenperiode zu Ende war und die Sonne wieder schien, fanden spielende Kinder  sie…                                                                                                                                            Es war ein harter Schlag für uns alle, dass sie so sterben musste.

Dann sind die älteren Geschwister meines Lebenspartners und jetzigen Ehemannes ihrer Mutter gefolgt. Sie waren krank. Vom Bruder Gerhard konnten wir uns im Krankenhaus verabschieden. Von der Schwester Hannelore bei der Geburtstagsfeier der jüngsten Schwester. Dann starb die Frau ihres Zwillingsbruders Hermann und er bekam einen Schlaganfall. Seitdem vegetiert er in einem Heim und erkennt oft seinen Bruder, meinen Mann nicht, wenn der ihn besucht. Er war einst ein kluger Kopf. Dahin, dahin….

Der Vater meiner Kinder starb nach über 30 Jahren Ehe mit einer anderen Frau fern von mir und ohne persönlichen Abschied. Aber vielleicht hat er, während er noch im Koma lag, mitbekommen, wie unser Sohn ihm einen kleinen Abschiedsgruß von mir vorgelesen hat. Wer weiß schon genau, was Komapatienten erleben.

Meine Kinder sind jetzt erwachsen und leben in festen Beziehungen. Ich habe  zwei Enkelkinder vom Sohn. Das Leben geht weiter. Mit 73 denkt man oft an das eigene Ende. Dieser Abschied dann wird unwideruflich sein, sofern man nicht daran glaubt, dass außerhalb des Fleisches so etwas wie eine Seele existiert, die zurückgleitet in eine andere Dimension, in der wir alle wieder eins sind. Auch Tiere haben eine Seele glaube ich. So werde ich meine Hündin Sita vielleicht bald dort wieder treffen…

Abschied von Sita
Sie ging über die Regenbogenbrücke

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