Muss ich mit dem Architekten bekakeln. Und mit der Frau für Soziales. Oder von wem ist eigentlich dieser Zeitungsartikel?
Sie ruft die Redaktion an und bittet um ein Gespräch. Frau Mai hat jetzt keine Zeit, aber am Nachmittag kommt sie in den Laden. gut so.
Katzenlärm. Na nu?
Ach, tatsächlich, sie regen sich schon auf, wenn der Hilfsarchitekt nur vor das Haus kommt.
Herr Dillgarten tritt ein. Guten Morgen.
Guten Morgen.
Also, ich muss mit dieser Wirtin einen Vertrag machen, dabei müssen sie als Finanzier sozusagen anwesend sein.
Klar. Heute Morgen war ich schon bei Anna Traub. Sie ist mit allem einverstanden, wenn sie keine Kosten hat und wenn sie nicht Steuererhöhung befürchten muss wegen des Vorhabens.
Wir werden also auch ein extra Konto bei der Bank benötigen, von dem Baumaterial und Löhne abgehen können. Wie wollen sie vorgehen?
Vorläufig müssten € 50 000 auf so einem Konto angebracht sein, was meinen sie?
Müsste erst einmal reichen, ja. Es soll nichts verschleudert werden, aber dafür bräuchten sie noch einen, der Ahnung von Preisen und Löhnen hat, der die Kontrolle behält.
Stimmt. Mit solchen Dingen kenne ich mich nicht aus. So ein Aufwand!
Ja, sie lassen sich auf ein großes Vorhaben ein. Wissen sie, was da für Heizung ist in dem Saal? Der ist ja riesig und sehr hoch.
Das Raumvolumen wird aber für die Luftzirkulation wichtig sein. Welche Gedanken haben sie sich gemacht, wie man einigermaßen getrennte Lebensbereiche herstellen kann?
Ich dachte, das soll nur Ersatz für die Notunterkunft werden?
Aber ich will da keine Männer einquartieren lassen vorläufig. Die halten die Zelte noch eine Weile aus, wenn sie beginnen, sich selbst zu organisieren. In den Saal möchte ich Frauen mit ihren Kindern bringen. Hab mir sagen lassen, dass einige Babys noch gestillt werden. Diese Frauen vor allen Dingen müssen eine Abschirmung bekommen vor fremden Blicken. Wegwerfwindeln machen Müll, wie auch das Leben an sich, also auch neue Müllkontainer müssen her.
Das sind durchdachte Ideen, die sie da haben. Ich als Mann hatte an so etwas gar nicht gedacht. Aber klar, es sind vielmehr alleinstehende Männer da, als Familien. So eine Trennung wäre wohl die effektivste Lösung.
Wer könnte die notwendigen Schritte bei der Stadt einleiten?
Sie wollen nicht selber hingehen?
Ich möchte meinen Laden behalten und nicht als „Gutmensch“ bei der Stadt fungieren. Mit Ämtern habe ich nichts im Sinn. Beamte sind oft undurchschaubar, umständlich, langsam und mir gegenüber als Frau meist unkooperativ.
Könnte stimmen.
Ich weiß, sie als Mann ….
Er lacht verlegen. Also einen Heizungsexperten kenne ich, der wird aber gleich Solarzellen auf dem Dach anbringen wollen. Dazu ist das Dach des Gasthauses besser geeignet, als das Flachdach vom Saal.
Das Dach vom Saal muss auch geprüft werden, ob es fest genug ist für ein zweites oder sogar drittes Geschoss.
Dann werden wir besser gleich im Saal tragende Wände einziehen müssen, die paar Säulen bringen das nicht.
Umso besser.
Aber die Zeit drängt. Auf einer Baustelle sollen sie ja nicht leben müssen, wenn ich sie richtig verstehe.
Der Ablauf muss richtig geplant werden. Nach meiner Intention von Müttern mit Kindern könnten zuerst transportable Trennwände eingesetzt werden. Die Bauseite muss man richtig mit Planen absperren, damit kein Baudreck stört, Maurer sind außerdem auch meist Männer.
Vielleicht sollte man gleich den Raum zweiteilen mit einer Mauer und vorerst nur in einem Teil Leute unterbringen. Das spart auch Zeit und Geld. Ich würde sagen, wir lassen die Bauleute nicht in die Toilettenräume des Saales. Die Einzelklosetts müssen abzusperren gehen wie in Schwimmbädern. Bevor das geleistet ist, werden die Toiletten der Kneipe von den Bauleuten mit genutzt werden müssen. Den Dreck müssen wir der Wirtin wohl zumuten.
Sie hat sich schon Helfer zum kochen organisiert, dann braucht sie halt noch eine Putzkolonne. Schade, dass so rasch keine Arbeitserlaubnis für die Flüchtlinge zu haben sein wird. Das könnte doch die schnelle Eingliederung erleichtern.
Oh Frau, sie sind wirklich zu kompetent für unsere Ämter! Die sind aber auf allen Ebenen mit diesem Flüchtlingsandrang überfordert.
Ich weiß, denn ich sitze vor dem PC und heule, wenn ich das so alles sehe. Diese Menschen benötigen endlich Sicherheit und Status, ihre Anwesenheit kann auch Arbeitsplätze für Ansässige schaffen. Da müssten sich die Jobcenter bewegen. – Die Schnelligkeit der Verfahren um Unterscheidung von Kriegsflüchtlingen und den Zurückzuführenden muss erhöht werden. Das kann auch nur mit Hilfe von sprachbegabten Flüchtlingen wirklich gemeistert werden, weil so rasch keine zusätzlichen deutschen Kräfte ausgebildet werden können. Rentner kann man mobilisieren, die Hilfsbereitschaft des Anfangs muss manifestiert werden, bevor sich Überdruss breitmacht, bevor das Chaos die Städte erfasst, bevor Kriminalität einen Nährboden findet sich zu entwickeln.
Frau Goldinger, sie sollten doch als Beraterin tätig werden. Sie denken so klar.
Da bin ich doch sicher nicht allein. Es gibt ältere Menschen, die die Fakten ebenfalls wahrnehmen. Mir fehlen die Kompetenzen. Ich kann nur eine Sache richtig durchführen und habe meine Prioritäten festgelegt. Helfen sie mir, dafür die geeigneten Menschen anzuheuern.