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30.12.2015

Abschiede
Auf geheimnisvolle Weise –
ohne, dass Sinn man erkennt –
unerbittlich und leise
werd ich von allem getrennt,
was das Schicksal mir jemals geschenkt.

In einem sanften Kreise –
unwissend geh ich und fremd –
immer neu auf die Reise,
beklemmend ungehemmt,
was mich ernüchtert und kränkt.

Und wenn ich mal etwas preise,
weil ich glaube, es sei ein Geschenk,
unerbittlich und leise
geht es vorbei und wird fremd.
Sag mir doch, wie man es fängt;

nichts ist zu halten, der Herbst verging
mit all seinen Farben und Formen,
mit Wärme und leichtem Wind.
Steht da die eine der Nornen
die Schere gezückt neben der, die noch spinnt?

Mein Lebensfaden – wie lange
wird noch zu spinnen sein?
Mir ist um das Herz so bange.
Elend bin ich und allein.
Was kommt? Was soll´s? Was muss sein?

Wie schaffe ich das noch alles,
was ich mir vorgenommen.
Wer hülfe im Falle des Falles?
Wird alles vergeblich verkommen,
für den Hades geschrieben sein?

Hoffnung quält mich und Grübeln.
Nebel statt Sonnenschein,
Düstergedanken verübeln
mir Heitersein. Wie bin ich klein,
wehrlos, getrieben, getrennt.

Ich selbst habe das ersonnen,
wollt mich vom Grausen befrein,
und in das Helle kommen
wieder unschuldig sein.
Habe neue Schuld aufgeladen.
Wie groß ist der Schaden?
Ich weiß nicht, wo ich noch willkommen bin,
ob es weiter geht und wohin…

 

Julius der Einsame
(Ich bin der Gesuchte, aber ich gebe mich nicht zu erkennen.)

Erdling! Der Lichtwächter in der Zeitenbiege schaut gelangweilt zu, wie du dein Limit überschreitest und genervt aufgibst. Sieh deine Grenzen an; um sie überschreiten zu können, musst du mit dem Universum verbunden sein. dort ist die Fülle ohne suchen. Schlau sein ist nichts – Verbindung ist alles.
Glaub ja nicht, dass es einen einzigen Menschen gibt, der alles das geben kann, was du brauchst: Frau, Hure, Begleiterin, Kummerkasten – Zuspruch, Coach, Manager, Geldgeber, Bankverwalter, Ausstatter und Putzfrau.
Wie auch ich Waibling, weiselartige Göttin, Frau der Erde, Geheimnisträgerin, Mutter, Filou, Empfängerin mit Antennen weit über Durchschnitt, eingegrenzt durch ADHS, versagend oft, aber nicht verzagend, nicht fand, was notwendig gewesen wäre. Und war immer wieder voller Hoffnung! Habe nicht aufgegeben! Umsonst! Es findet dich, oder es kommt vielleicht nie.
„Mitzuwirken ist nicht Überhebung“, aber nicht genug. Es reicht nicht über dich hinaus. Der Schmerz, die Demut, der Humor – alles nur prächtige Hilfsmittel. Die Ausmessung des Alls, der Möglichkeiten, der Erfahrungen – alles begrenzt in deiner kurzen Lebenszeit. Bevor du dessen gewahr wirst, gehst du in die Vergänglichkeit über – Zeit ist Zellsterben, weiter nichts. Im liebenden Universum gibt es keine Zeit – du stirbst an der Zeitenbiege, der Schrankenwärter schaut gelangweilt zu. Deine Seele löst sich und beginnt den Taumel neu in einem Geburtszyklus von Werden und Sein, Versuch und Irrtum, Anfang und Ende…
Du wirst es nicht wissen, was du bist, sein könntest, bleiben? Die Sehnsuchtslieder, alt sind sie und ewig. Menschen unterm Sternendach der Welt können sich nicht trösten. Melancholieverdammte Verschwender der Ressourcen, wohlwollend gelitten noch vom liebenden Universum, von Gaia, die schmollt und fiebert.

Ein Kindergrab

Schuld und Sühne

In den Nachrichten wird heute über den Prozess gegen den Vater berichtet, der wegen der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht gegenüber seinen beiden Kindern angeklagt ist. Diese waren durch den Fall des angeschlossenen Rasierapparates in die gefüllte Badewanne der Kinder gestorben.
Es berührt mich in tiefster Seele, denn einem solchen Prozess bin ich nur entgangen damals, weil alle drei im Haus anwesenden Erwachsenen bezeugen konnten, dass ich ihnen die Beaufsichtigung meines fast 13 Monate alten Bübchens ans Herz gelegt hatte, bevor ich den Weg zu der staatlich vorgeschriebenen und vom Betrieb beantragten Untersuchung beim Arzt angetreten hatte.
Das Leid um den Verlust eines geliebten Menschen wird dadurch ins Unermessliche gesteigert. Die Schuld, die man sich selbst geben muss, ist doch schon schmerzhaft genug.

 

So, jetzt bin ich etwas ruhiger. Die Nachhricht, dass das Gericht das Urteil der drei Jahre Haft wegen „fahrlässiger Tötung“ in zwei Jahre auf Bewährung abgemildert hat, aus den gleichen Gründen, die ich oben nannte, lässt ja doch auf mehr Gerechtigkeit auch in anderen Dingen hoffen.

 

Aber warum musste der Vater das Urteil erst anfechten, bevor es revidiert wurde???