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Dusch-Haus

Ich erinnere mich (2. Teil)

Die Bebauung dort war sehr vielfältig und zum Teil imposant übereinander getürmt. Viel von dem hier knappen Wasser wurde auf die Anlagen gesprüht, um alles ein bisschen grün zu halten in all dem Glast.

 
Der Sandstrand war muschelgrob und breit. Ins Wasser habe ich lange nicht mal einen Finger gesteckt. Eigentlich wollten wir am Morgen von 9 bis 11 Uhr an den Strand irgendwo, aber E. hatte am Nachmittag und am Abend mehrmals erbrochen und Kreislaufbeschwerden. Darum mussten wir den in Loulé auf dem Markt gekauften Fisch einfrieren, grünen Salat verpackte ich anständig im Kühlschrank. Ein Pfund Sauerkirschen habe ich am Abend praktisch alleine weggeputzt. Mir ging es gut. Zwar war die Mittagshitze in der Stadt schlimm, ich habe mich nur langsam bewegt, E. glaubte schon, ich hätte Fußbeschwerden; aber im Schatten konnte ich es gut aushalten.

 
In der Folgenacht hat E. unter einem zweiten Moskitonetz auf der Veranda geschlafen. Irgendwie ging es ihm aber immer noch nicht wieder gut. Am Mittwoch früh und auch nachmittags waren wir in Monte Seco. Abends grillten wir die Fischlein (Viel Gräten, wenig Fisch).

 
Donnerstag verbrachten wir bis Mittag am Strand, sind dann ein bisschen herumgefahren, haben im Markt Loulé grüne Bohnen, Speck und fette Würstchen für Suppe geholt. Die ließen wir uns am Abend schmecken.

 
Am Freitag haben wir uns auf den Weg gemacht und sind bis Sagres gefahren. Unter dem Kastell befand sich eine herrliche Bucht mit feinem Sandstrand und bizarren Felsen. Wir badeten ein wenig. Es war wundervoll: Mein erstes Bad im Atlantik – ein denkwürdiger Augenblick. Ich ließ mich im Flachwasser liegend von Wellen umspielen, die Sonne malte mir Kringel auf den Bauch und E. hatte sein Hemd an einen Felsen gehängt. Da bemerkte ich plötzlich, dass das Hemd schon ein ganzes Stück entfernt flatterte, die Flut hatte uns wohl immer weiter landeinwärts getrieben und nun versank E. bis an den Hals im Wasser, als er sein Hemd rettete.

 
Auf der Rückfahrt kehrten wir in einem Restaurant ein. E. aß Fleisch mit Bratkartoffeln, ich Schwertfisch. Es schmeckte sehr gut und ich war glücklich…

 
In Portefino schauten wir am Hafen vorbei und erkundeten, wohin die Schiffe fuhren. Für die Fahrten war es zu spät, hatten wir auch nicht vorgehabt, trotzdem war es interessant.

 
Abends telefonieren mit der Vertretung Gabi in der Kneipe. Es liefe alles gut, sagte sie. E. gab eine Runde für die Stammgäste der „Mafia“ frei. – Wir tranken Bier und Schweppes im Ort vor der Heimkehr. Oben im Haus plötzlich Streit: Wir hatten die Routenbroschüre nicht mitgehabt und E. bedauerte, dass wir viel verpasst hätten. Ich fühlte mich angegriffen, weil ich in der Frühe die Broschüre nicht finden konnte, aber er hatte sich nicht bemüht, sie eventuell selbst zu finden.

 

Das war nach dem schönen Tag purer Stress für mich. Am nächsten Morgen hatte ich prompt Halsweh und eine frische Aphte in der rechten Wangenschleimhaut mit Ohrenschmerzen. Vorbei das zwang- und schmerzfreie Essen, der Alltag hatte mich eingeholt.
Die Woche verging und Schlund und Ohr waren wieder abgeheilt, aber ich hatte Zug bekommen und Hals- und Rückenmuskel schmerzten. Wir waren fast täglich irgendwo bei Quarteiro am Strand in der Frühsonne gewesen, mittags meist im Haus oben. Abends aßen wir einige Male in Loulé. Sonntag war Straßenfest dort und Samstag Abend hatte E. sogar in Monte Seco getanzt. Der Nachbar aus den Niederlanden stand auch dort an der Theke, aber E. brach die Tanzerei gleich wieder ab zu meiner Enttäuschung: Er könne eben nicht tanzen.

 
An einem Abend waren wir in Tavira. Dort hatte es mir sehr gut gefallen. Das südliche Flair und die Beschwingtheit der urlaubenden Menschen wirkten narkotisch auf mich. Abends wehte am Strand immer eine leichte Brise, sehr angenehm also, sich in der Nähe des Meeres aufzuhalten.

 
Inzwischen erkundigten wir uns nun auch in Faro wegen einer Schiffsreise. Von Portugal aus war eine Überfahrt nach Nordafrika nicht möglich, man müsste vom Gibraltafelsen aus fahren und der liegt ja in Spanien.

 
In Porche sind wir an einem Tag mal von der Straße abgebogen und zum Strand, das ist Fels-Algarve. Dort stand auf einem der Felsen eine kleine Kapelle und ein Höhlentunnel verband einen Strand mit dem anderen. Tang schwärzte Wasser und Strand, es roch penetrant nach Fisch und die kräftigen Wellen umspülten nur Steine. Keine Aussicht auf ein erfrischendes Bad und es war so heiß, dass wir die Route nicht weiter verfolgten, obwohl wir an der Straße zu Mittag gegessen hatten.

 
Gegen vier Uhr waren wir zurück in Loulé, aber die Banken hatten alle geschlossen und E. konnte kein Geld wechseln. In Monte Seco auf dem Berg angekommen schlief ich nur noch.

Ich erinnere mich

Urlaub 1993, Portugal, Algarve
Wir waren auf dem Monte Seco, dem trockenen, herben Berg in einem Häuschen eines Bekannten preiswert unter gekommen.
Es gab keine Toilette, nur einen „Donnerbalken“ im Garten, ein Stück bergab. Sichtschutz war aus Schilf, gab aber keine Sicherheit. Das Gefühl, dass jeden Moment einer der Portugiesen, die hier ein „Wegerecht“ über das Grundstück hatten, hereinschauen und in etwa „guten Schiss“ wünschen könnten, war permanent vorhanden.
Wenn man duschen wollte, musste man den Wasserschlauch gefüllt auf das Duschhausdach legen, dann wurde es von der Sonne erwärmt. Wenn man es nicht vorzog, sich mit dem aus dem unterirdischen Speicher hochgepumpten kalten Wasser zu ergötzen, wonach einem des Öfteren der Sinn stand. Es war tagsüber quälend heiß. Dort erfasste ich den Grund der mittäglichen Siesta. Man konnte da wirklich kaum einen Finger rühren.
Zum Glück stand das Haus mit den meisten Fenstern nach Norden, da war allerdings eine Straße, staubig und steinübersät, auf der wir gekommen waren. Es fuhren nur selten andere Autos dort: vielleicht drei am Tag. Wir hielten alles tagsüber geschlossen. Er schlief einmal draußen, am Anfang, ohne Moskitonetz. Am Morgen war er total zerstochen und es heilte während des ganzen Urlaubs nicht richtig ab.
Abends erwachte das Leben überall. Die Menschen versammelten sich unten im Ort, gingen einkaufen, schwatzten, saßen auf dem öffentlichen Platz, aßen und tranken und sahen uns neugierig zu.
Das Allernotwendigste hatten wir mitgebracht, aber wir benötigten Trinkwasser. Das Wasser, das aus dem Reservoir hochgepumpt wurde, reinigte sich von allein, aber es floss ja unser Duschwasser dorthin zurück. Zum Pflanzen begießen mussten wir es erneut hochpumpen. Da es im Ort selbst und im Laden nur mit Kohlensäure versetztes Wasser gab, das ich nicht vertrage, waren wir zuerst etwas ratlos. Dann aber entdeckten wir auf halbem Berg Wasserstellen, wo Leute ihre Behälter voll laufen ließen. Wir erfuhren, dass die Aufschrift daran „Trinkwasser“ bedeutete. So löste sich dieses Problem schon am zweiten Tag. Am ersten trank E. Wein und ich vergnügte mich mit einem Schweppes-Wein-Gemisch. Später bekam ich Fruchtsaft, mich dann nicht so ein „SCHWEPPESGESICHT“ danach ziehen ließ.
In der nahe gelegenen kleinen Stadt Loulé war es wunderschön. Wir hatten sie schon gesehen, als wir vom Flugplatz in Faro aus mit dem Mietwagen durchkamen. Bis ins Dorf Monte Seco hatten wir es noch geschafft, denn es war schon 23.00 Uhr durch, als wir das Auto mieteten. Aber geschlafen haben wir dann im Auto und suchten das Haus erst, als wir morgens um 7.00 Uhr aufgewacht waren. Als wir das Haus betraten, war ich zuerst schockiert: Schmutzig und erbärmlich wirkte es auf mich. Aber dahinter war es sehr schön. Ein Zitronenbaum wächst an der gemauerten Eckbank, der gleichzeitig blühte und Früchte trug. Wir konnten die Zitronen gut für unsere Salate verwenden. Das ganze Haus ist hinten mit wildem Wein berankt, über dem Steintisch war ein primitives Dach, das Schatten gab.
Leider konnte man an der Stelle den „verschissenen“ Garten riechen. Die vorherigen Bewohner hatten dorthin ihren vom Trinken geärgerten Magen und Darm entleert, ohne das dann am Tage zu vergraben. Bis hinter die Strohmatte zum Loch hatten sie es im Dunkeln wohl nicht geschafft. Dort gab es ja einen Spaten und Sand, den man nach dem Stuhlgang benutzen konnte. Aber ich nehme an, dass die Männer wie meiner dort überall hin urinierten, denn Bäume, die sie ja bevorzugen, gibt es erst weiter unten im Garten.
Wir fanden ein Grillgerät, das ich notdürftig reinigte, der Geruch vom Holzkohlengrill und dem Gebratenen überdeckte dann die anderen Gerüche. Die Geckos an der Hauswand vergnügten sich mit dem Fliegenfang. Es sah sehr possierlich aus, wie sie mit ihren Haftfüßchen steil nach oben und unten kletterten. Wir hüteten uns, sie zu erschrecken, schließlich fingen sie auch die Moskitos und anderen Beißflieger dort.
Ich versuchte, mit dem Spaten die Überreste der Vorhergehenden zu vergraben, aber ich kam nicht in den Boden rein, obwohl ich damals noch mehr Kräfte hatte, als heute. E. störte weder diese Hinterlassenschaft, noch der Geruch. Darum bemühte er sich erst gar nicht.
Am Montag, dem 5. Juli sahen wir uns laut Tagebuch die Hotels und Clubanlagen von außen an, weil wir einen Blick auf Strand und Meer erhaschen wollten. Die Menschenmassen waren enorm. Sie lagen dicht an dicht auf Lattenrosten mit oder ohne Sonnenschirm am Strand. Es war schon 11 Uhr durch, aber die Ströme zum Meer hin nahmen nicht ab, als gäbe es keine Mittagsglut und kein Ozonloch.