Scheiden
Steh als Weide am Bach
Wünsch mir fort zu gehn
Halte die Zweige wie Sehnen
Hinein, fließen schon
Reiß aus dem Boden
Die Wurzeln mir
Falle
Brückig von Ufer zu Ufer
Seh da liegen, was war
An mir hart und hohl
Wurzle am Ufer, dem neuen
Treibe frischen Saft Weide
Mitten im Leben ein Neubeginn
Doch nicht völlig anders
Ich war und bin ich
Was ich auch werde.
Splitter II
Da war ein Tag irgendwann,
als irgendetwas in ihr zersprang.
„Jetzt fängt ein Neues ganz anders an.“
sang es in ihr.
Doch es ging wieder und zerrann,
ließ sich nicht fassen dann und wann,
weil’s nur so schien.
Heller Himmel überm Land,
darin mit ihr die Stadt.
Menschen, die vorüberziehn,
kalter Wind und Staub und Sand,
trotzig verwegne Melodien.
Sie hat sie satt.
Regen rauscht auf Lieb und Laub,
Herbst ist eingezogen.
Stürme wehn an Hang und Haus. –
Ist alle Welt verlogen. –
Blättern falln dem Wind zum Raub.
Blumen sterben einfach aus.
Herz und Schmerz, die Wochen wechseln,
Kälte springt vom Boden auf.
Feuchte Nebelstreifen schneiden
Lücken, die die Geister scheiden.
Trüber Tag. Die Maler kleckseln
ihr brutales Leben drauf.
Doch am völlig kahlen Flieder
zeigen sich schon Knospen wieder.
Lass die Krähen schreien.
Fei’re deine Winterfeste
und bewirte deine Gäste.
Lenz wird dich befreien.