Sonne und Arbeit halten an

Gestern habe ich mir den Keller und den Balkon vorgenommen, einiges ausgepackt, Papier entsorgt …
Heute räumte ich die CDs aus der Umzugskiste ins Holzregal und versuchte, mich ein wenig auf die Tätigkeit als Deutschlehrerin für Ausländer vorzubereiten – es muss ja alles durchdacht werden.

Wie gerufen kam da Katjas Postsendung mit mehreren Heften der Erziehungskunst und die Jubiläumsschrift „einblicke“ zum 40jährigen Bestehen der Bexbacher Waldorfschule. Auch Literaturempfehlungen sind dabei. Vielleicht werde ich mir über die hiesige Bibliothek einige Bücher ausleihen aus der Frankfurter Bibliothek, z. B. Chirophonetik, das könnte wichtig sein, wenn Flüchtlingskinder Schwierigkeiten bei der Bildung der Laute in der deutschen Sprache haben sollten. Ich werde gleich von Anfang an auf die richtige Stellung der Zunge und das eigene Fühlen der Lautbildung im Hals-, Mund- und Brustbereich achten. Bei den Russlanddeutschen ist mir schon aufgefallen, dass es da Schwierigkeiten gab, weil die ja meist nur Küchendeutsch von der Großmutter gelernt hatten und das deutsche Schriftbild nicht kannten. Die Schreibweise ist bei denen heute noch phonetisch statt orthografisch richtig, das sehe ich an den Briefen und Erzählungen meines Künstlerkollegens aus Bexbach, der den Deutschen in der BRD von seiner Familie erzählen möchte. Hier kann sich ja keiner einfühlen, wie schwierig es in Russland für sie als Deutsche war und wie ernüchternd, ja beleidigend die Realität hier ist, wo sie als „Russen“ bezeichnet und behandelt werden.

Noch einmal war ich im Keller, denn die Kinder haben keine Zeit, sind verreist oder krank und können mir definitiv nicht weiterhelfen. Ich habe eine Holzkiste heraufgeholt und ein Gestell von einem Klapptisch, dem ich so eine schöne dicke Holzbohle auflegen möchte, ohne das Holz für die spätere Verwendung zu verschandeln. Bis jetzt fand ich kein passendes Zubehör, um das Brett zu arretieren und das Gestell zu fixieren in der mir gemäßen Höhe. Das muss durchdacht und drüber geschlafen werden!

Nach dem schweren Heben pausierte ich und las mich wieder im Lehrermaterial fest. Werde noch mal die Grundsätze der Erziehung in den einzelnen Lebens- und Entwicklungsphasen der Kinder bei Steiner nachschlagen. Welchen Alters werden meine Schüler sein? Wofür sind sie gerade aufnahmefähig und was muss ich durch Wiederholung einschleifen und festigen? Da wird jedes Kind seine eigenen Stärken und Schwächen, Fragen und Probleme haben, auf die ich mich einstellen können muss. Jeden als Persönlichkeit zu achten und fürsorglich zu führen im Glauben an seine Fähigkeiten und seine Lernbereitschaft, dazu werde ich mich selbst erziehen müssen. Wenn bei denen ja die Muttersprache Vorrang hat, vielleicht noch einige englische Brocken. Leicht stelle ich es mir nicht vor – aber was soll´s – Mut gehört eben auch dazu.

Ohne Wurzeln keine Flügel – das wird mein Wahlspruch werden/sein.

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