Archiv für den Tag: 17. Dezember 2015

Ein Kindergrab

Schuld und Sühne

In den Nachrichten wird heute über den Prozess gegen den Vater berichtet, der wegen der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht gegenüber seinen beiden Kindern angeklagt ist. Diese waren durch den Fall des angeschlossenen Rasierapparates in die gefüllte Badewanne der Kinder gestorben.
Es berührt mich in tiefster Seele, denn einem solchen Prozess bin ich nur entgangen damals, weil alle drei im Haus anwesenden Erwachsenen bezeugen konnten, dass ich ihnen die Beaufsichtigung meines fast 13 Monate alten Bübchens ans Herz gelegt hatte, bevor ich den Weg zu der staatlich vorgeschriebenen und vom Betrieb beantragten Untersuchung beim Arzt angetreten hatte.
Das Leid um den Verlust eines geliebten Menschen wird dadurch ins Unermessliche gesteigert. Die Schuld, die man sich selbst geben muss, ist doch schon schmerzhaft genug.

 

So, jetzt bin ich etwas ruhiger. Die Nachhricht, dass das Gericht das Urteil der drei Jahre Haft wegen „fahrlässiger Tötung“ in zwei Jahre auf Bewährung abgemildert hat, aus den gleichen Gründen, die ich oben nannte, lässt ja doch auf mehr Gerechtigkeit auch in anderen Dingen hoffen.

 

Aber warum musste der Vater das Urteil erst anfechten, bevor es revidiert wurde???

Zeit der Bäume

In den Wäldern, an den Straßen
hocken Druden in den Bäumen,
tollen Hollen in den Sträuchern
zwischen Wurzeln und Gebüschen.

Manchmal lernen Kinder sehen
und mit ihnen Träume tauschen,
wenn sie in dem Blätterrauschen
unter Holderbüschen stehen.

Manchmal sind es Sonntagskinder,
die im Lärm der Städte wohnen,
sich in Zweigen Nester bauen,
Stamm und Blätter sorgsam schonen.

Manchmal, wenn Erwachsne trauern,
suchen sie die Kindheitsbäume,
wollen Rinde streichelnd schauern –
ahnungsvoll in jene Räume

der vergessnen Druden dringen,
denn das Lallen aus den Blättern
und das Hollenliedersingen
muss im Herzen weiterklingen.

Wenn die Eltern nicht mehr leben
kennt der Baum dich noch als Kind,
weil die Zeiten dieser Bäume
anders als die unsren sind.