Das Worterfindungsmaschinchen der Frau Wildgans rollt unaufhaltsam, hat schon eine ganze Gemeinde von Fans angesteckt und zeugt somit fortlaufend Sprösslinge, was eigentlich nichts Schlimmes ist, weil es ja oft ganz witzig und unterhaltsam sich anlässt, wenn man nicht fürchten müsste, die alten, mächtigen und grundfesten Worte könnten plattgewalzt werden darunter und als minderwertig vergessen. Sind solche Gefühle naiv? Sind sie lächerlich? Veraltet oder doch veraltend?
Oder sind sie untergründig bei allen Fans vorhanden und nicht als wichtig angesehen unterdrückt? Was aber macht es mit dem Schreiben? Wie wirkt es sich auf Dauer aus? Ist es nicht eine Hintanstellung der prosaischen, dem Realismus verhafteten Schreibart? Bei allen fabelhaften Kreationen ist eine Sucht spürbar, bloß nicht alt, sondern immer neu, immer waghalsiger neu daherzukommen. Hat wohl zu tun mit im Hinterkopf stattfindender Konkurrenz zu den unbedingt erforderlichen „News“ der Zeitungen, mit denen man Schritt halten will. Obwohl das doch nicht das A und O sein sollte, oder doch?
In der Novelle ist festgeschrieben, dass es etwas Neues gibt. Muss alles Mitteilenswerte neu sein? Vergibt man sich etwas, wenn man auf die alten Werte, alten Tugenden, alten Glaubensinhalte aufbaut? Wird man dann als moralisierend verkannt? Im Chaos meiner Gedanken stürmt das vakante, das unsichere, das unausgegorene Denken gegen die „News“-macherei an. Das schönste Verb ist ein reines, grundlegendes, unersetzliches: Lachen, schauen, reden, freuen, halten, gehen, malen, fabulieren, schreiben, wiedersehen, anfangen, erkennen, erfinden, erklären, nachmachen, wiederholen, aufholen – ihr wisst schon, was ich meine. Nutzlos das jetzt an dieser Stelle? Lächeln über Naivität, ist es ursprüngliche oder schon wieder erfundene Naivität? Man glaubt ihr nicht, so oder so.
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele.“ Alt, ganz alt. Und was heißt heute schon Seele? Nur noch beim „Seelenklempner“ zu gebrauchen? „Eine Seele von einem Menschen“, sie füttert die streunenden Katzen. – Die Weihnachtslieder sind seelenvoll. – Die kindliche Seele soll nicht verletzt werden durch Schläge, grobe Worte und andere Lieblosigkeiten.
Nur noch „schluchz“ statt „ich weine“, nur noch „lach“ statt „ich lache“, nur noch „lach, lach“ statt „Ich biege mich vor Lachen“? Mein Gott, warum soll es auch schön sein? Reicht doch so kurz auch. Sagt aus. Sagt es aus? Was sagt es aus? Ich lache, aber ich habe keine Zeit, das zu schreiben, also muss „lach“ reichen. Weil es modern ist, es abzukürzen, „in“, cool – melodramatisch mein Jammer um deutsche Sprache, larmoyant?
Kann sein. Aber ich bin, die, die ich eben bin. So. Das war´s!