Archiv für den Monat: Mai 2015

Pfingstochse gibt es, aber keine Pfingstkuh?

Keiner weiter da, also ging ich allein, saß auf der Terrasse vom Hotel am Bruchsee und verzehrte mein Schwarzwälderkirscheis.  Konnte aber nicht anders, als meckern innerlich: erst kam das Eis nicht in der Schale wie auf der Karte angezeigt, sondern im beschwerlich hohen Becher, dann verdarben mir auch noch Raucher den Geschmack …

Also nix wie heim und Pfingsten vergessen – den heiligen Geist hab ich auch nicht gesehen.

Melancholie

Die Amsel singt trotz Regen
und schmettert hell ihr Lied.
Die Tropfen fallen leise
beständig in die Pfützen
und bilden weite Seen.

Verblüht die Apfelblüten,
das Gras ist weiß beschneit
von tausend Blütenblättern.
Der Flieder kann nicht duften.
Die Birken biegt der Wind.

Hoch droben graue Wolken
wie Nebelfetzen gleiten,
bedecken gleich das Schimmern,
das wohl die Sonne war.

Verflixte Traurigkeiten!
Verschwindet doch, ihr Grauen!
Lasst sie hindurch, die Strahlen,
und macht mir wieder Mut.

Liederliche Unlustäußerungen

Die Dusche wurde von der „Hausdame“ begutachtet, der Hausmeister kam mit einem neuen Teil dafür, tauschte die Stücke aus und stellte fest, dass damit nichts zu beheben war; also schraubte er wieder ab und an – bin gespannt, ob ich irgendwann mal richtig duschen kann, ohne das Dingsda in der Hand zu halten – wobei man sich ja die Haare nicht waschen kann.

Wieder mal macht altsein keinen Spaß, wackelige Beine, Schulterschmerztag, müde und dann die Nacht wachliegen – alles blöde… Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich – oder zu viele, bei denen ich den ersten Schritt machen soll und das bei all der Unlustwiderlichkeit.

Trotz mühevoller Konzentration haben ausgedruckte Seiten die Reihenfolge nicht eingehalten – Papierverschwendung und kaum Gründe zum Weitermachen, trotz aller Vorsätze und kein Ort nirgends. Blöd, blöder Dummhaut steigere ich trotz „Altersweisheit“ und der angeschlagene Humor fristet kaum noch ein Leben in mir/ihr …

 

Gut Ding oder Güte

Güte wächst nur an Gesunden
Ultraböse – oder nur der
Tunichtgut? Leicht, seicht
Deine Sinne wirken Fantasien
In dein Gedächtnis ein –
Niemals. Sag niemals nie
Gedemütigt, missbraucht
wie Gummipuppenkörper
Ich aber bin lebendig, seelenvoll
Liebe zu hoffen, zu erwarten
Liebe geben wollend, nicht nur Sex
Widerspruch kam keiner
Einfach gar nichts. Nichts
ist schlimmer glaube ich
Lieblos und trügerisch nur
Einmal. Davon reden, träumen
Heitersein und fröhlich faseln
Aber – nicht schwante mir DIES Aber
Blind vor Gier nach Zärtlichkeiten
Einfach blind, taub allem Geist
Nole me tangere heißt jetzt die Zukunft

Die kalte Sophie

Heute ist die letzte Eisheilige dran dies Jahr und sie hatte hier Erbarmen mit den Frostbeulen: 23°C auf dem Balkon.  Habe mich also wieder um den See getraut und Holunderblüten für Tee, wilde Pfefferminze und gelbe Sumpfblumen mit Grasstengeln dazwischen gepflückt. Es begegnete mir auch eine Bachstelze, ich sah Stare und wurde von Amseltrillern begleitet. Ein junges Mädchen trug ein Blüschen mit Schoß, das war schon lange nicht mehr Mode, in der kommt eben alles wieder.

Beim Korrigieren des Manuskripts bin ich nun auf Seite 93,  im achten Kapitel bei Seite 413. Macht Spaß ein paar frivole Szenen einzubauen.

Himmelfahrt, aber irdisch

Etwas hat es sich abgekühlt. Kalte Füße. Ich fotografierte einzelne Blüten aus dem großen Strauß von meinem Sohn zum Muttertag.

Aber ich war auch fleißig: Am Vormittag schrieb ich mindestens 4 Seiten an meinem Romanmanuskript weiter im 8. Kapitel. Aber jetzt am Nachmittag bin ich bei der Korrektur von Anbeginn immer noch nicht über die Seite 52 hinaus. Dabei ist das nur relativ, weil ich noch keine Vorlagenseite erstellen konnte, wie sie alle dann sein werden.

Es ist ja eigentlich auch müßig, wer weiß denn, ob ich jemals einen Verlag dafür finde, der ihn drucken mag. Die meisten, die damals am Literaturinstitut waren, haben inzwischen haufenweise Bücher veröffentlicht. Bei einem sind es sogar über 70 Werke.

25 Jahre habe ich durch meine Unterwerfung, so wie ich das jetzt sehe, einfach vergeudet. Aber ich habe immer geschrieben, immer gemalt. Wenn die „Wyrrnuma“ fertig ist,  könnte ich Tagebücher abtippen und etwas überarbeiten. Eins haben Freundinnen von mir gelesen. Sie fanden es ungeheuerlich, was mir alles passiert ist nach der Wende. Aber ich gab es ihnen nicht, um bemitleidet zu werden, das hasse ich. Wollte nur wissen, ob es auch Fernerstehende  anspricht. Nun, es spricht wohl an. – Ich sah ja vieles in den Jahren, was mir von der DDR aus nicht möglich war. Immer beobachtete ich die Menschen, ob in Deutschland bei der Rundreise 1992 oder später in Spanien, Portugal, Griechenland, Polen,  England, Frankreich oder auf den Azoren. Reisetagebücher sind auch dabei. Mal sehen, wieviel Zeit mir noch bleibt. Schreiben kann ich auch noch, wenn ich dann im Rollstuhl sitze, wie die Ärzte es vorauszusehen meinen. Bis jetzt bin ich nur schwach, aber ich kann noch mit blutigen Füßen laufen.

 

Heute ausgeschlafen

Vor dem nun doch erfolgten, nachdem wegen Krankheit der Ärztin ausgefallenen, Arztgespräch, konnte ich erst im Morgengrauen einschlafen für eine Stunde. Ich saß dann eine Stunde im Wartezimmer, bis ich nicht mehr sitzen konnte und mir 20 min zum Laufen auf der Straße erbat.

Danach war ich ziemlich ko und unkonzentriert. Es ist dann auch nur 1/4 von dem zur Sprache gekommen, was ich eigentlich wollte. Es ist freie Arztwahl – also heißt es wieder SUCHEN.

Nach zwölf Stunden Schlaf sieht alles besser aus. Also geh ich´s an.

Schattengrenzen

Sonne und Schatten bewegen sich,
ohne einander sind sie nicht.
Grauen Tagen fehlt beides.
Graue Nächte werden durchfunkelt
mit künstlichem Licht oder
des Mondes weißem Strahlen.

Grenzen grenzen den Schatten ein,
Sonnenlicht am Tag und beim Mond
der Nächte Blau oder Grau oder Silber.
Aber auch Grau ist nicht grenzenlos,
schau, wie es wirbelt dunkler oder bizarrheller
an Fassaden, Fenstern und Vorderseiten.

Grenzwertige Farbspiele bereichern,
tragen auf und ab, zerstreuen, bündeln…

Menschen bewegen sich in Licht,
Schatten, Grau oder Farbklängen.
Ohne einander zu sehen oft, vorbei
Drängen, Rennen. Aufgebläht von Luft.
Grenzen nur Schein, kein Innerlichsein,
leere Köpfe, kein eigenes Licht.

Wo die Grenzen verlaufen im Wind
kraftlos zerflatternder Gedanken,
kriechen neue Gesetzmäßigkeiten
wurmartig durch die Bodenmassen.
Keine Sicherheiten schützen die Füße,
durchwurmt bist du bald. Nun büße!

Büße die Sinnlosigkeit deines Gehens als
Schattenriss an Hauswänden, falls Sonne