Herzblatt: Linde
Wort des Tages 18.10.2016
Dahlie
Kochen macht Feinschmecker
Gourmes sind nicht fett:
Wer sich durch alle Angebote auf dem Markt durchfrisst,
muss es bald wiedergeben – oder wird (ist) krank!!!
„Spezialisten sind Leute, die nur eine Saite auf ihrer Fidel haben“ schrieb Henry Miller, aber Goethe meinte: „Halbheiten im Hundertfältigen … Nur vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben, vom Pfuschen nie“.
Kochen will gelernt sein, geübt werden und geht nicht ohne Allgemeinbildung und Spezialistentum. Des wahren Lebens Ahnung ist Geruch, Geschmack, Gesichtssinn und Gehör, Gefühl in Fingerspitzen und im Geist, Bauchgefühl und Gleichgewichtssinn, Farbentemperatursinn, Ortssinn und Mondgespür, Erdschwere und Transzendenz, visionär und vital, köstlich reif wie auch unfertig, formbeständig wie auch frei, weise und närrisch zugleich – eben alles ahnend jede neue Stufe nehmen und freudig staunend heiter die Illusion menschlicher Güte teilen. Unabhängig scharf denken durch Umsicht und Ansicht fremder Sichten, den Gaumen trainieren ohne Fremdheit zu hoffieren, genussvoll und schlicht zugleich aus frischem Obst, Gemüse und Korn kreieren, was vorher nur Gefühl oder Ahnung war – solche Küche bringt Gaumenkitzel und Gesundheit ins Lot. Wasser und Wein darf sein, der Fressgier ein Schnippchen zu schlagen müsste Vorsatz sein: gerelcamäßig eben!
Recht kühl
Es sind jetzt nur noch 10°C. Ich ziehe schon die Stiefel an, damit die Füße warm bleiben. Und eine Mütze über die empfindlichen Ohren. Der Wetterumschlag kam schnell, zu schnell sagen manche Leute.
Am WE war Familientreffen auf dem Grundstück im Saarland. Habe eine angeheiratete Nichte mit Mann wiedergesehen, außerdem einen Neffen von E. neu kennengelernt. War ganz interessant.
Mit meinem Enkel konnte ich ein wenig Fußball spielen, aber das ist ja weniger meins. Wir mussten drin bleiben die meiste Zeit wegen des Wetters. Von dem vielen Essen ist eine Menge übrig geblieben. Wenn man draußen am Grillplatz sitzt, ist der Appetit größer.
Von meiner ehemaligen Arbeitskollegin C., die jetzt bei ihren Kinder 12 km Luftlinie von hier lebt, bekam ich einen Fleurop-Gutschein als Dankeschön, weil ich ihr einen Gartenhut zurechtgefriemelt hatte. Morgen, wenn ich die „Aquagymnastik“ überstanden habe, fährt mich meine Tochter dorthin. Ich freue mich riesig, sie wiederzusehen und ihren Mann und den Rest der Familie dort. In diesem neuen Haus war ich noch nicht und bin recht gespannt…
Die Hausärztin informierte mich heute, dass die Krankenkasse das teure Medikament gegen die nächtlichen Beschwerden nicht mehr bezahlt, ich die Kosten also wieder selbst tragen muss. Das ist ziemlich schwierig in meiner angespannten Lage. Es bedeutet: Wieder mehr Einschränkungen bei der Ernährung. Ich weiß manchmal nicht, wie ich das deichseln soll. Aber als Lehrling vor 55 Jahren hab ich mich auch manchmal nur von trocken Brot, Zucker und schwarzem Tee ernährt! Es wiederholt sich halt vieles…
Ich freue mich auf morgen: erst das warme Thermal-Bad und dann der Besuch!!!
Zur Zeit lese ich lauter spannende Bücher aus der Jugendbuchabteilung der Bibliothek um die Ecke. Meist sind es nur Übersetzungen, aber neulich hatte ich vier dicke Wälzer von einem deutschen Autor, der gaaanz tolllll schreibt.
Kastanien-Kleid
Es war gar nicht so einfach, wie früher manchmal. Da habe ich mir desöfteren Kleider genäht. Heute sind die Stoffe ja schon teurer, als die fertigen Kleider, die in China oder so hergestellt werden. Also nehme ich für meine Textilmalerei alte Bettlaken, durch die neuen Spannbettlaken kann man sie jetzt entbehren.
Ich hatte zwar den Stoff vor dem Zuschneiden angehalten, aber trotzdem stellte sich der Kittel zuerst als zu eng heraus. Habe eben zugelegt, seit ich in B. H. lebe. Weil ich nur ein rosa Bettlaken mit Zwischennaht fand, als ich Ersatz suchte, begann ich also mit der „Erweiterung“. 1. ein Reißverschluss in Bauchnähe in der Seitennaht. 2. Da das nicht reichte, setzte ich einen Spitzwinkel in die aufgeschnittene vordere Mitte und habe den verbleibenden Rest an den Seiten angeriehen. Jetzt beulte sich aber der Bauch vor und unten war es so eng, dass ich nicht gehen konnte. Also 3. die Seitenschlitze verlängern und vorn ebenfalls schlitzen. – Puh … ich bemalte es wie geplant und bügelte und nähte per Hand ein bisschen Seidenfutter im Oberteil/Halsausschnitt ein.
Nun ist es fertig – ich auch.
Aber ich denke, dass es sich erst beim Tragen, wenn es wieder warm genug dafür ist, herausstellen wird, ob es tragbar ist und ob ich es schlussendlich „mag“.
Kastanien
Die Kastanien prasseln ins Gras oder donnern auf die Kieswege, in der Kastanienallee spritzen sie weit unter die Bänke und auf der Wiese rollen sie sogar den Hang hinunter. MomFilou sammelt fleißig für die Tochter, die die Haustierwäsche damit wäscht: Aufklopfen, in Strumpf stopfen und zugebunden in die Waschmaschine stecken. Lumpenteppiche und textile Schlummerrollen, Kissen und Decken vom Krankenlager – desinfizierend gewaschen ganz ohne Chemie. Eben gewusst wie!
Sie sind so wunderschön, glänzen braun bis fast schwarz und haben Muster, die an Holz erinnern. Ich finde die Rosskastien schon immer schön. Die Bäume im Frühling mit den braunen Blattknospen zuerst, dann fallen diese Häute und was herauskommt, ist so mächtig und doch so zartsamtig-hellgrün. Dann fächert sich das Blatt auseinander in drei bis neun Einzelblatt-Teile. Sie werden größer als unsere Hände, zuerst hellgrün, dann dunkler. Im Herbst nun entfalten sie über gelb, hellbraun bis dunkelbraun die schönsten Muster. Wenn wir als Kinder diese Einzelblätter vom Grün befreit nur noch als Rippen, wie Fischgräten in der Hand hielten, haben wir damit ab und zu jemanden erschrecken können, bevor der Irrtum sich aufklärte.
Und wenn die Blütezeit gekommen ist, stehen diese prächtigen Bäume wie mit Weihnachtskerzen weiß oder rosa prahlend ausgebreitet da. Ein „Augenschmaus“.
Ich habe mir ein Kleid mit braunen Kastanien und blauen Kastanienfächern bemalt – künstlerische Freiheit eben…
Gedicht des Tages
Heute Morgen schrieb ich:
Roter Herbst flammt
und gelbe Farbe bannt
die Augen, um zu schauen.
Die Blätter fallen
und die Pflaumen blauen.
Musst nicht in Trauer lallen,
sondern nach vorne schauen.
Die Enkel lernen laufen, lesen, schreiben,
sie helfen uns, recht jung zu bleiben.
Und an den kahlen Zweigen sprießen
schon Knospen, die im Frühling schießen
und dich voll Hoffnung durch den Winter führen,
weil dich die jungen Triebe rühren.
Wohlan: Der Herbst bringt nicht
nur Abschied dir und Traurigkeit,
sondern verspricht
auch bei geschloss´nen Türen
schon Blüten für die Frühlingszeit.
© GERELCA
Eine neue Erdenbürgerin ist da!
Am 1. September wurde meine Enkelin Amalia in Heidelberg geboren.
Wir waren gestern n der Geburtsklinik: Sie ist mit 48 cm 1 cm länger als ich bei meiner Geburt und wiegt 100 g mehr. Es war eine natürliche Geburt im Beisein ihres Vaters. Sie kam mit der ersten Presswehe ganz herausgeschlüpft und hatte zum Glück nicht die Nabelschnur 2 mal um den Hals gewickelt wie ihre Großmutter bei ihrer Geburt.
Sie ist einfach winzig! Man vergisst über ihrem raschen Wachstum, dass sie immer vorlegen, wie klein sie zum Zeitpunkt der Geburt sind. Aber ganz so winzig waren meine drei ja nicht. Sie wogen alle über 3000 g und waren bis auf J-I. länger.
Jewelyn berichtet: Es ist alles dran und für diesen etwas frühen Zeitpunkt normal.
Ich bin ja so glücklich und gespannt auf die weitere Entwicklung.
Wenn wir am 17.9. zur Einschulungsfeier ihres Bruders Linus fahren, werden wir sie hoffentlich zu Hause vorfinden, falls sie nicht zuviel abnimmt. Aber sie trinkt von der ersten Minute an gut an der Brust der Mutter. Da hat sie gute Chancen.
Der erste September gehört im keltischen Baumkreis in das Reich der Zeder, was Zuversicht bedeutet. Wie schön!
Flotter Senior oder würdiger Greis?
Spiegel spezial 2/1999, S. 30
Hermann Schreiber:
„Sie denunzieren sich selbst. Ein flotter Senior kann kein würdiger Greis sein,
…den aber brauchen wir, denn er verkörpert, was wir verdrängt haben: die Würde der Endlichkeit, die Weisheit des Alters und der Freiheit, sich zu bescheiden – mit dem, was wirklich wichtig ist. …“
Was im Leben zählt, sind letztendlich die „alten Tugenden“ wie Freundschaft, Treue, Ehrlichkeit vor sich selbst und zu anderen, Dankbarkeit für das Wunder Leben in allen seinen Erscheinungen, für die Schönheit des Augenblicks, für die eigene Familie mit Kindern, Enkeln und den verzweigten Nachkommen der Geschwister, in denen man den Genpool der Familie versammelt findet. Sich hingezogen fühlen zu Menschen, auch manchmal eigentlich fremden, in denen man sich wiederfindet mit allen Fehlern und Schwächen, mit dem wachen Verstand und dem tiefen Gefühl, mit den künstlerischen Fähigkeiten, die zu Fertigkeiten ausgebildet wurden, mit liebevoller Zärtlichkeit und beharrlicher Freundschaft – das ist, was ich nicht vermissen möchte in dieser Welt, die oft den Eindruck von Kälte vermittelt.
Sterntaler
Als das Wünschen noch geholfen hat, machte eine arme junge Frau sich auf den Weg, um Arbeit zu suchen. Ihre Eltern waren gestorben und ihr Mann im Krieg geblieben.
Als sie in die Stadt kam, waren Schmutz und Lärm so groß, dass sie es nicht aushalten konnte. Sie lief und lief, geriet am Rande der Stadt in die Felder und als sie eine Baumallee in der Ferne sah, war ihr, als würde die sie magisch anziehen. Sie ging lange auf dieser Pappelallee, dann bog sie ab, weil ein duftender, blühender Garten in einer Nebenstraße winkte. Die rosa Apfelblüten wurden von Bienen umsummt und sie dachte bei sich: So fleißig wie eine Imme würde ich arbeiten, wenn ich nur das Rechte fände.
Dann sah sie einige Gärtner, die hatten viel Arbeit mit dem Pflegen von Gemüse und dem Ernten. Radieschen, Gurken und Salate wurden verpackt, um sie in die Stadt zu fahren. Ein Erdbeerfeld und ein Blumenfeld wurden gejätet. Ein Imker tauschte Honigtrachten und auf einer Wiese jagdten sich spielende Ziegen. Dort blieb sie stehen, pflückte einige Kräuter und lockte die Ziegen damit an den Zaun.
„Stopp!“ Hinter ihr klang eine barsche Frauenstimme. „Ziegen suchen sich ihr Futter selbst, oder wollen sie die vergiften?“
Die junge Frau drehte sich um und erkannte eine alte Freundin ihrer Mutter, die sie als Kind das letzte Mal gesehen hatte.
„Tante Felicitas?“ fragte sie darum.
Die Frau schaute ihr ins Gesicht, musterte sie von oben bis unten und begann dann zu lächeln.
„Du musst Eveline sein, bist deiner Mutter Eva wie aus dem Gesicht geschnitten! Woher kommst du und wohin gehst du?“
Es gab viel zu erzählen und am Ende des Tages fand Eveline Arbeit in der großen Gärtnerei, durfte bienenfleißig sein, Ziegen versorgen und melken, um dann zu lernen, wie man Käse daraus herstellt. Sie war glücklich und musste immer wieder an die Pappelallee gehen, weil die ihr den Weg gezeigt hatte, den sie sich in ihrem tiefsten Inneren gewünscht hatte.