Derzzeit im Aufbruch

Goldener Herbst

Gestern machte ich Pause von der Packerei und ließ „Kastanien schlüpfen“, musste erst Lehrgeld zahlen, denn diese Stacheln sind ganz schön biestig!!!  Ich sammelte sie für meine Tochter, die damit garantiert giftfrei und umweltfreundlich die Textilien für die Meerschweinchen wäscht.

Auch heute lockt die Sonne wieder, aber es muss ja voran gehen. Die vielen, vielen Bücher, die noch verpackt werden müssen, Kleinmöbel und Glas ebenso.

Mond am Himmel

Gedicht des Tages 6.4.2016 über unsere eigene fanatische Christenheit

Novalis Vermischte Schriften
Herausgegeben von Werneck 1926 1. Auflage/1.-3.Tausend
Im Edda-Verlag zu Leipzig Zürich/Wien

Die blaue Blume
Eine romantische Verlagsreihe
Herausgegeben vom VerlegerWerneck

Band
2

mit einem Bildnis der Sophie von Kühn im Ovalen Ausschnitt

Vermischte Gedichte
(Kreuzgesang der Ritter)
(Aus dem Ofterdinger)

Das Grab steht unter wilden Heiden;
Das Grab, worin der Heiland lag,
Muß Frevel und Verspottung leiden
Und wird entheiligt jeden Tag.
Es klagt heraus mit dumpfer Stimme:
Wer rettet mich vor diesem Grimme?

Wo bleiben seine Heldenjünger?
Verschwunden ist die Christenheit!
Wer ist des Glaubens Wiederbringer?
Wer nimmt das Kreuz in dieser Zeit?
Wer bricht die schimpflichsten der Ketten
Und wird das heil´ge Grab erretten?

Gewaltig geht auf Land und Meeren
In tiefer Nacht ein heil´ger Sturm;
Die trägen Schläfer aufzustören,
Umbraust er Lager, Stadt und Turm,
Ein Klaggeschrei um alle Zinnen:
Auf, träge Christen, zieht von hinnen!

Es lassen Engel allerorten
Mit ernstem Antlitz stumm sich sehn,
Und Pilger sieht man vor den Pforten
Mit kummervollen Wangen stehn;
Sie klagen mit den bängsten Tönen
Die Grausamkeit der Sarazenen.

Es bricht ein Morgen rot und trübe
Im weiten Land der Christen an.
Der Schmerz der Wehmut und der Liebe
Verkündet sich bei jedermann.
Ein jedes greift nach Kreuz und Schwerte
Und zieht entflammt von seiner Herde.

Ein Feuereifer tobt im Heere,
Das Grab des Heilands zu befrein.
Sie eilen fröhlich nach dem Meere,
Um bald auf heil´gem Grund zu sein.
Auch Kinder kommen noch gelaufen
Und mehren den geweihten Haufen.

Hoch weht das Kreuz im Siegspaniere,
Und alte Helden stehn voran.
Des Paradieses sel´ge Türe
Wird frommen Kriegern aufgetan;
Ein jeder will das Glück genießen,
Sein Blut für Christus zu vergießen.

Zum Kampf, ihr Christen! Gottes Scharen
Ziehn mit in das gelobte Land,
Bald wird der Helden Grimm erfahren
Des Christengottes Schreckenshand.
Wir waschen bald in frohem Mute
Das heilige Grab mit Heldenblute.

Die heil´ge Jungfrau schwebt, getragen
Von Engeln, ob der wilden Schlacht,
Wo jeder, den das Schwert geschlagen,
In ihrem Mutterarm erwacht.
Sie neigt sich mit verklärter Wange
Herunter zu dem Waffenklange.

Hinüber zu der heil´gen Stäte!
Des Grabes dumpfe Stimme tönt!
Bald wird mit Sieg und mit Gebete
Die Schuld der Christenheit versöhnt!
Das Reich der Heiden wird sich enden,
Ist erst das Grab in unsern Händen.

Zum Heulen, was alles in Gesamtausgaben enthalten ist

Gelesen und ausgesucht am 6.4.16 nachmittags

Das Werk des Bulgaren Atanas Daltschew (1904 – 1978) ist nicht umfangreich. Neben einem knappen Hundert Gedichte sowie bedeutenden Nachdichtungen und Übersetzungen (u. a. Lafontaine, Goethe, Hölderlin, Rimbaud, Verlaine; Montaigne, Pascal) umfasst es Aphorismen, Tagebuchnotizen sowie Äußerungen zu Literatur und Literaturkritik. Zwei dieser „Fragmente“ charakterisieren den Dichter:
„Manche meinen, es sei der größte Vorzug des Blankverses, dass er die Gefühle unmittelbarer zum Ausdruck zu bringen ermögliche. Meiner Meinung nach ist das sein größter Nachteil. Denn die Kunst, die nichts gemein hat mit irgendwelchen Beichten, beginnt jenseits alles Unmittelbaren; sie ist um so bedeutender, einer je gründlicheren Bearbeitung das sinnliche Material unterzogen wird.“ Und: „Für den Dichter stellt das Wort außer seiner Bedeutung eine eigentümliche Lautverbindung dar. Es hat eine bestimmte Länge und ein spezifisches Gewicht, eine besondere Färbung und eine eigene Atmosphäre. Deshalb gibt es für den Dichter keine Synonyme; kein Wort ist ihm ersetzbar. Er sieht, hört, betastet und fühlt es. Wer diese sinnliche, wenn man will, materielle Beziehung zum Wort nicht besitzt, ist kein Dichter.“
Atanas Daltschew, Fragmente, 1982, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Aus dem Bulgarischen übersetzt und herausgegeben von Norbert Randow mit einem Frontispiz
DDR 2,50 M

Fragment aus dem Inhalt
„Die künstlerische Entwicklung des Dichters
Ich bin gegen die Gesamtausgaben unserer Dichter und Schriftsteller der Vergangenheit, in denen unterschiedslos alles gesammelt ist, was sie je geschrieben haben: auch das, was sie nicht in Buchform herausgegeben haben oder mit dessen Aufnahme, lebten sie noch, niemals einverstanden sein würden. Wenn so eine vollständige Ausgabe bei einem Klassiker wie Wasow anlässlich eines großen Jahrestages immer noch einen Sinn hat, kann sie für die anderen nur zu deren Ungunsten ausfallen.
Die im Verlag <> erschienene Ausgabe der Gedichte von Dimtscho Debeljanow (Herausgeber: Ljudmil Stojanow) mit den neu hinzugekommenen Gedichten muss denjenigen enttäuschen, der die erste, von Podwyrsatschow, Liliew und Konstantin Konstantinow besorgte Ausgabegelesen hat. Einen noch bedrückenderen Eindruck hinterlässt die neue zweibändige Ausgabe. Nur mit Mühe findet man in diesem umfangreichen Band <> von Dimiter Bodjadshiew, ebenfalls im Verlag <> erschienen, jene acht oder neun Gedichte, die ihren Autor zu einem der größten bulgarischen Lyriker machen. Jemand, der ihn zum erstenmal liest, riskiert, das Buch nach den ersten paar Jugendgedichten darin beiseite zu werfen.
Die Herausgeber dieser Ausgabe werden einwenden, sie hätten die künstlerische Entwicklung des Dichters verfolgen wollen. Schön und gut. Damit hätten sie jedoch dort beginnen müssen, wo er tatsächlich zum Dichter wurde, und nicht dort, wo er anfing zu schreiben. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, den Lesern auch seine Windeln zu zeigen. Das ist zudem auch gar nicht interessant. Gewöhnlich unterscheiden sich die Dichter in ihren Anfängen nicht voneinander: So gut wie alle Flüsse, auch die größten, beginnen als kleine Bäche.“ 314

Unwiederbringlich

Hermann Hesse: „Roßhalde“ (Der Schluß des Romans)

„Der Maler schauerte fröstelnd zusammen. Nun war niemand mehr da, für den er zu sorgen, auf den er Rücksicht zu nehmen, vor dem er Haltung zu bewahren hatte, und nun erst fühlte er in frierender Einsamkeit die Sorgen und Nachtwachen, das zitternde Fieber und die ganze zerrüttende Ermüdung dieser letzten Zeit. Er fühlte sie nicht nur in Kopf und Gliedern, er empfand sie noch tiefer im Gemüt. Da waren die letzten spielenden Lichter von Jugend und Erwartung ausgelöscht; aber er fühlte die kühle Isoliertheit und grausame Nüchternheit nicht wie ein Schrecknis.

Unbeirrt suchte er, durch die nassen Wege weiterschlendernd, die Fäden seines Lebens zurückzuverfolgen, deren einfaches Gewebe er nie so klar und befriedigt überschaut hatte. Und er stellte ohne Erbitterung fest, dass er all diese Wege in Blindheit gegangen sei. Er war, das sah er genau, trotz allen Versuchen und trotz aller nie ganz erloschenen Sehnsucht am Garten des Lebens vorübergegangen. Er hatte niemals in seinem Leben eine Liebe bis zum letzten Grunde erlebt und gekostet, nie bis an diese letzten Tage. Da hatte er am Bett eines sterbenden Knaben, allzu spät, seine einzig wahre Liebe erlebt, da hatte er zum erstenmal sich selbst vergessen, sich selbst überwunden. Das würde nun für immer sein Erlebnis und sein armer kleiner Schatz bleiben.

Was ihm blieb, das war seine Kunst, der er sich nie so sicher gefühlt hatte wie eben jetzt. Ihm blieb der Trost der Draußenstehenden, denen es nicht gegeben ist, das Leben selber an sich zu reißen und auszutrinken; ihm blieb die seltsame, kühle, dennoch unbändige Leidenschaft des Sehens, des Beobachtens und heimlich-stolzen Mitschaffens. Das war der Rest und der Wert seines mißglückten Lebens, diese unbeirrbare Einsamkeit und kalte Lust des Darstellens, und diesem Stern ohne Abwege zu folgen, war nun sein Schicksal.

Er atmete tief die feuchte, bitter duftende Parkluft, und bei jedem Schritt meinte er die Vergangenheit von sich zu stoßen wie einen unnützen Kahn vom erreichten Ufer. In seiner Prüfung und Erkenntnis war nichts von Resignation; voll Trotz und unternehmender Leidenschaft sah er dem neuen Leben entgegen, das kein Tasten und dämmerndes Irren mehr sein durfte, sondern ein steiler, kühner Weg bergan. Später und bitterer vielleicht, als Männer es sonst tun, hatte er von der süßen Dämmerung der Jugend Abschied genommen. Jetzt stand er arm und verspätet im hellen Tag, und von dem gedachte er keine köstliche Stunde mehr zu verlieren.“

Sie sind so hübsch

Liebesverlangen

Wenn es dem Ende zu geht –
alles zu spät?
Mein Sein ist so klein,
aber die Gier nach Leben groß.
Wie kommt das bloß?
Alter ist wohl nur Schein.
Äußerlich. Innen flammt es noch.
Wächst aus dem Dasein mit Macht.
Zum Leben sind wir gemacht.
Glimmt nicht nur der Docht …

Helle kann Hölle sein
bist du allein im Licht.
Doch wehr´ dich nicht –
da kommt ein fremdes Sehnen rein.
Ich könnte stundenlang schrei´n.
Wälze mich vor Lust im Satten
bis zum vollen und sanften Ermatten.
Heute werd ich gefügig sein.

Zu zweit schweben wir im Elysium,
toben und streicheln. Beten uns an.
Verführen – koitieren im Liebesmedium…
Sanftes, liebevolles, gesättigtes Dann.
Für eine Weile schlafen, wieder träumen.
Trotzdem das Erwachen nicht versäumen
Wachsen aus lieblicher Dunkelheit –
fühlen eben. Neue Wellen der Zärtlichkeit

In der Seele spiegelt sich ...

Fantasien

Nackte Körper dehnen sich im Wind
Dreht sich die Welt, wie es gefällt
Wo doch die Kriege und das Morden da sind
Unübersehbar in den Medien – das Kind
in mir ist oft verzagt – es fragt – klagt
Ich will mein Verlangen stillen
Glückseligkeit soll mich erfüllen
Was kümmert uns der Schrei der Welt?

Kräfte erstehen aus Träumen und Nacht
Säfte fließen – wer hätte gedacht,
dass es noch sein könnte, dürfte, sein muss
Irgendwann dachte ich, wäre doch Schluss
Solange wir leben verlangen wir
Wir sind nicht nur Geist, auch Tier
Mit der Körperlichkeit –dem Verlangen
lag ich im Streit – Gefangen

Auf weichen Kissen knien und küssen
Im lohenden Strudel von Lust
Schwillt der Körper, die Brust
Fülle und bangen und schreien müssen
Komm her zu mir – ich bin bereit
In mir ist herrliche Flüssigkeit
Ich biete sie dir, will doch leben
Alles Glück möchte ich dir geben

Meine Gelüste erfüllen – Flucht aus der Wirklichkeit
Träume und Fantasie – alles fällt aus der Zeit

Den ganzen Tag Sonnenschein

Auf meiner Loggia waren es über 35°C, das Rollo musste ich halb runter lassen und konnte trotzdem problemlos lesen.

Gestern habe ich meine vorgezogenen Sämlinge pikiert und einzeln gepflanzt, kann also nun schon wieder auf Blumen im Sommer hoffen, soweit meine Loggia ausreicht, um sie zu stellen. Werde ein Regal aus dem Keller holen, damit ich mehrere Etagen dafür habe.

Heute ist auch das neue Sonnenrollo für den Balkon gekommen –  wenn die Sonne im Sommer auch mal den ganzen Tag scheinen sollte, wird es auch dringend notwendig sein, damit ich nicht vor Hitze umkomme.

Trotzdem freue ich mich riesig auf den Sommer. Und sobald es wärmer draußen ist, wird meine Freundin mich hier das erste Mal besuchen kommen für einige Tage. Zu schade, dass wir nun so weit auseinander wohnen: sie noch im Saarland und ich hier in Hessen!