Zitat

Das Jahr der Wörter – Folge 175 (24. Juni)

hurtig

Oje, schon wieder eine Woche um … und die OV-Redaktion braucht Nachschub für die Kolumne. Hurtig ein weiteres Wort auf unserer Liste vorgenommen!

Hurtig – ein merkwürdiges Wort. Der große Duden erläutert es als ›schnell, flink und mit einer gewissen Behändigkeit tätig, sich (auf ein Ziel) bewegend‹; im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm findet man unter anderem die Bedeutungsangaben ›flink auf den Beinen, schnellen Laufes‹ und ›gewandt in Erfinden und Reden‹. Redewendungen wie ein hurtiger Kopf, ein hurtiger Verstand, ein hurtiges Gemüt waren früher möglich, klingen heute jedoch veraltet.

Das Adjektiv („Eigenschaftswort“) hurtig kommt von dem mittelhochdeutschen Wort hurt(e) (›Stoß, Anprall‹) und ist aus dem Altfranzösischen entlehnt; dort bedeutet das Verb („Zeitwort“) hurter so viel wie ›stoßen‹. Es geht seinerseits zurück auf das altnordische hrutr (›Widder‹), das mit Horn und Hirn verwandt ist und ursprünglich ›gehörntes Tier‹ bedeutete. Ursprünglich verstand man also unter hurter ›stoßen wie ein Widder‹.

Noch heute kennt man im Französischen heurter und im Englischen to hurt (beides bedeutet ›verletzen‹). Im Mittelalter war der buhurt, in dem hurt ebenfalls steckt, neben der turnei und dem tjost eine Form des ritterlichen Kampfspiels, bei dem die Beteiligten mit Waffen aufeinander losrannten bzw. zugaloppierten.

Das Mittelhochdeutsche leitete von dem Substantiv („Hauptwort“) hurt(e) auch ein Verb hurten (›kampfweise gegen jemanden anrennen‹) ab. Ebenfalls verwandt ist das landschaftliche hürzen oder hurzen (›rennen, gegen jemanden oder etwas anrennen wie ein Bock oder Widder‹). Ob an dieses Wort bei Hape Kerkelings bekanntem Ulk-Gesang Hurz! zu denken ist (immerhin ist es dort das Lamm, das „hurz!“ schreit), lässt sich nur mutmaßen.

Neben hurten kannte das Mittelhochdeutsche zu allem Überfluss noch ein – nicht verwandtes – Verb hurren (›sich schnell bewegen‹), das auf die lautmalende Interjektion (das „Ausrufwort“) hurr! zurückgeht und heute noch in unserem hurra! steckt. Aufgrund der lautlichen Ähnlichkeit konnte hurren und hurten leicht verwechselt werden, besonders in der Vergangenheitsform: Der ritter hurrte und der ritter hurtete bedeutet jeweils Ähnliches, und das doppelte te in hurtete konnte leicht zu hu(r)rte zusammengezogen werden. Liest man in einem zeitgenössischen Roman also beispielsweise: „do hurte mänlich der küng Diomedes wider den küng Priamus“, so weiß man nicht mit Sicherheit, welches der beiden Verben gemeint ist. Immerhin weiß man, worum es inhaltlich geht: Der eine König greift den anderen an, oder auch: Es geht hurtig zu.    Jochen A. Bär

Also ein Wort des Merkens würdig!

Ein Hoch auf die archetypen Modelle und ihren Niederschlag in der Sprache!

Viele veraltete Wörter werden irgendwann neu entdeckt und wieder benutzt. Warum nicht dies? Irgendwie klingt es lustig, kämpferisch, na ja…

„Hurtig auf zum Streite,

tretet in die Bahn.

Kraft und Mut geleite

uns zum Sieg hinan.

Ja, zu höherm Ziel

führet unser Spiel …“  – Das haben wir früher als Turnerinnen gesungen. Es hat sich eingeprägt, war emotional geladen. Heute würde es wohl heißen: „Zielführend.“

Vorfrühling

Vorfrühlingserwachen

Im Kurpark erste Primeln
rosa, weiß und gelb
wetteifern mit Winterlingen.
Die Schatten der kahlen Bäume
windbewegt, lebendig.

Auf der Brücke
das schöne Metallgeländer
geschmückt mit Schlössern
von Liebenden, mit Namen
eingravierte Treueschwüre.

Möge uns der Glaube daran
über dürftige Gefühle täuschen!
Träume sind schön.
Wenn sie verflogen sind, kommt
Hoffnung auf neuen Frühling.

Erwachen aus Farbennebeln –
Wolken sanft rosig angehaucht,
Morgensonne und Mond zugleich –
Vögel beginnen zu vögeln.
Könnte ich doch ihr Lied singen …
Mangel

Der Sperling auf der Stuhllehne
draußen im Park, bat mich um Krümel,
aber meine Taschen und meine Hände
waren leer. Er neigte den Kopf, sah mich an
und schwänzelte vor dem Abflug.
Dann saß ein Spatz auf dem Stockbogen
meines Balkons und pickte am Meisenknödel.
Ich war glücklich…

Vollmond

Erwachend fühle ich
das Vollmondlicht auf meinem Gesicht.
Unmöglich, die Gedankenmühle
zum Stillstand zu zwingen.
Drehen, drehen und immer wieder
zurück schwingen auf alte Sicht.

Neues kommt nur, wenn
ich es erschaffe. Dann kann
das Alte abklingen, vergehen.
Schöpfertum und Fantasie
beflügeln meine Schritte.

Wider alte Gedankengänge,
die Hände tun – Versuch und Irrtum –
Wiederholung anders nötig. Bis es hält
helfen Klammern aus Metall am Holz.
Festigen im Kopf geht schwere

Gar nicht so einfach

Mein neuer syrischer Schüler heißt Owais und wird erst im April 18. Er geht in die Schule, muss dort also Deutsch sprechen und außerdem lernt er die englische und die französische Sprache. Mann oh Mann, was für ein Pensum!!!

Nun helfe ich ihm. Heute habe ich diktiert, was er so lernt in letzter Zeit: Berufe und Werkzeuge, den Plural zu verschiedenen Worten im Singular, Verben. Dann lernte er, wie im Satz getrennte Verben zusammengesetzt aussehen. Das ist alles sehr schwer für ihn.

Obwohl ich glaube, phonetisch gut zu sprechen, schreibt er statt au ein o, statt i ein e, und die Umlaute sind total verkannt, da er noch nicht ableitet ( also statt Kämme Kemme, ferben, lermen, Stelle statt Ställe usw). Koch und Köche scheint einfacher, Mutter – die Mitter statt Mütter. – Es ist wohl schwierig, die deutschen Vokale zu unterscheiden, bei den Konsonanten scheint er weniger Probleme zu haben.

Renate hat mir ans Herz gelegt, möglichst einfache Wörter und Sätze zu benutzen, das ist total anstrengend, er hat noch zu wenig Vokabeln. Ich war nach 45 Minuten geschafft, denn es ist ja viel schwieriger, als in der ersten Klasse zu unterrichten. Morgen üben wir noch einmal. Danach besprechen wir mit Renate, wie es weitergeht …

 

Eugen Waßmann Kunst

Vielleicht

Atem schöpfen

Solange die Merle singt und schreit,
nahe am Boden flattert, nach Erdbeeren giert,
im Birnbaum brütet und Junge aufzieht,
solang ich sie höre und manchmal
freut mich das auch, steht die Welt,
dreht sich und Kinder spielen.
Solange die Jahreszeiten mich noch berühr´n,
denke ich, hat mich das Aus noch nicht
ganz; bleibt mir noch Zeit, mich zu wandeln
aus eigener Kraft vielleicht

Orgelkonzert

Als ich heute im Schlossgarten-Café einen Kaffee trinken ging, lernte ich eine Journalistin kennen, die hier sieben Wochen kurt.
Es war so, dass ich in Redefluss geriet, es hat ihr wohl gefallen, denn sie lud mich nachträglich ein und bezahlte meine Zeche von über 10 €. Da sie anschließend zum Orgelkonzert in der Erlöserkirch hier in Bad Homburg verabredet war mit anderen Kurgästen, schloss ich mich spontan an, schließlich hatte ich die 10 € Eintritt ja durch ihre Einladung gespart.
Das Konzert begann 19.30 Uhr und Susanne Rhon spielte an einer Neuen Bach-Orgel und an der Sauer-Orgel
1. von J. S. Bach
2. und von Max Reger
• 1.Passaglia und Fuge c-Moll (BWV 582)
• „Vor deinen Trohn tret ich hiermit“ a 2 Clav. e Pedale (BWV 668)
• Unvollendete Contrapunctus 14 aus „Die Kunst der Fuge“ (BWV 1080)
• 2. Introduktion und Passaglia d-Moll (o.O.)
• Benediktus (op. 59, Nr. 9)
• Phantasie und Fuge über B-A-C-a (op. 46)
Ich hatte mir schon einmal diese evangelische Kirche in meiner Straße angesehen, empfand sie immer noch als kalt und prächtig, Gold und Silber und Eisen herrschen in vielfältigen, orientalisch anmutendenden Mustern vor.
Das Kruzifix auf dem Altar metallen, an der Kanzel weiße Sandstein (?) Reliefs, kein Parament am Pult. Der Christus über dem Altarraum in der Kuppel grau, silber und golden, hält in einer Hand die Erdkugel, mit der anderen zeigt er drei Finger (kombiniere: Dreifaltigkeit, Vater-Sohn-heiliger-Geist). Daneben Bücher und Löwenwappen, bei S MARKUS der geflügelte Löwe mit Löwengesicht, bei S LUCAS ein ebenfalls geflügelter Löwe, aber mit Schafsgesicht und Widderhörnern.
Den Kuppelrand ziert in Großbuchstaben Gotischer Unziale der Bibelvers: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ bis dahin konnte die Journalistin es entziffern, als sie stockte, ergänzte ich „niemand kommt zum Vater, denn durch mich“. Ich fragte, wo das steht, denn ich hatte es noch nicht gesehen, nur auswendig hergesagt.
Während des Konzertes zählte ich dann die goldenen Sterne bei den Evangelisten und ihren Wappentieren. Es sind jeweils 24, also 2x die 12 Jünger Jesu. Das Gesicht des Christus blickt sehr ernst, „besorgt“, meine die Journalistin. „Nun, kein Wunder beim heutigen Zustand dieser Welt“ entfuhr es mir.
Als ich mir das Programm mit dem Hinweis der Notenfolge b-a-c-h ansah, fiel mir auf, dass das mit meinem Namen auch geht: g-e-c-a, Gertrud Elisabeth CAlow. Ich versuchte die Notenfolge zu singen, es klingt auch ganz hübsch. Die Journalistin drückte mich daraufhin herzlich und sagte: „Du bist genial!“ Aber ich war ganz baff…

 

Die Orgel erklang mal zart, mal wie Donnerhall – mir ist ja die Musik vertraut, Bach und auch Reger haben wir in der Stadtkirche meiner Heimatstadt Wittenberg, der Predigtkirche von Martin Luther St. Marien, wo auch das Ölgemälde meines Urahnen Abraham Calow hängt,  oft gesungen. Mehrmals sang ich dort das bachsche Weihnachtoratorium mit, einmal die Matthäuspassion, und Max Reger stand auch oft auf den Programmzetteln bei unseren Konzerten der Johann-Walther-Kantorei, in der ich seit meinem 9. Lebensjahr mitgesungen habe.

 

Damals war ich so versiert, dass ich „vom Blatt“ absingen konnte, allerdings musste ich darum auch immer „springen“, mal im 1. Sopran, mal im 2. oder sogar im Alt mitsingen, je nachdem, wo Stimmen mangelhaft besetzt waren. Das brachte mich dann bei den Diakonissen in Magdeburg-Cracau in den „kleinen Chor“, was mir besondere Auftritte in der dortigen Kapelle und in anderen Gemeinden brachte. Anfangs versuchte die Chorleiterin dort, meine Stimme „auszubilden“ für Sologesang, aber ich wusste ja schon als Kind, dass ich zwar sicher singe und für andere Chormitglieder ein „Halt“ sein kann, aber ich habe eben immer nur eine Chorstimme gehabt, für Solo taugt sie nicht.

 

Als ich mit 6 Jahren vor der Gemeinde öffentlich allein „Es kommt ein Schiff geladen …“ singen musste, weil ich alle Strophen auswendig konnte und richtig, kam ich mir recht dumm vor und fand es nicht schön. Eben selbstkritisch. Ich hatte doch schon tolle Solostimmen gehört und wusste, dass sogar die volle Altstimme meiner Mutter, die sogar manche Basstöne erreichen konnte, viel besser war als meine. Sie hatte mich ja immer beim Wäscheaufhängen gezwungen, allein die erste Stimme zu Volksliedern zu halten, damit sie die zweite dazu singen konnte.
Mein Klavierunterricht scheiterte allerdings an meiner Sensibilität, denn der Kantor Hermann Aps lag damals gerade in Scheidung, weil eine Orgelschülerin von ihm Zwillinge bekam und er sein Geschirr im Nebenraum klappernd spülte, während ich mein Pensum herunterspielte. Es war erniedrigend … Außerdem gefiel mir nicht, dass ich immer wieder die gleichen primitiven Liedchen und Tonleitern üben musste. Das war langweilig. Ich spielte zu Hause fantasiereich eigene Sachen mit zwei Händen, während ich dort nur immer mit rechts oder links und kaum mal mit beiden spielen durfte. Meine Mutter kam manchmal dazu und fragte, was ich denn Schönes spiele, aber dann ließ ich es lieber in ihrer Gegenwart. Als die Firma Kirche den Kantor wegen der Scheidung entließ, musste er sich als Repetitor beim Elbe Elster Theater ernähren…

Immer fallen mir so alte Geschichten ein …

Manchmal musste ich mir in dem heutigen Orgelkonzert die Ohren zuhalten, es war einfach zu laut und gewaltig!!! Und es strengte mich so sehr an, dass ich die Kirche nach einer Stunde vorzeitig verlassen musste.

„Oh Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. –   Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Das blieb mir in den Ohren, während ich nach Hause schlich.

Es war trotzdem ein Erlebnis, denn die „Kunst“ ist hier immer unbezahlbar und ich kann mir das nicht leisten.

Sonne und Regen

Sie lügen immerzu

Seit ich desöfteren im PC fernsehe, ist mir aufgefallen, dass in den Filmen die Menschen sich laufend gegenseitig belügen. Von den sogenannten „Notlügen“ angefangen, wenn sie im unrechten Moment angerufen werden, bis zu dreisten Verneinungen tatsächlicher Geschehnisse ist alles vertreten.

Gehen Leute in der Realität auch so miteinander um???

Ich kann das nicht fassen, es erscheint mir einfach absurd und ohne jede Rechtfertigung zu sein. Um das eigene Wohlbehagen nicht zu gefährden, tische ich doch niemandem Lügen auf!

Die Höflichkeitslügen – auch sie dienen der Bequemlichkeit, denn sie beschwichtigen unangenehme Leute, damit sie nicht merken, dass sie unwillkommen sind. – Ich gelte wahrscheinlich als unhöflich, denn ich gehe lieber wortlos meiner Wege, als dass mir solche Lügen über die Lippen kommen.

Da gibt es jemanden in meinem Leben, der mir das Lügen unterstellt hat. Ohne jede Nachfrage nimmt er zu unrecht an, dass ich mich so verhalte, wie es allgemein üblich zu sein scheint. Meine Bedürfnisse wurden nicht nur unterschätzt und unterschlagen, sondern sogar verhöhnt und als „entartet“ bezeichnet. Als würde ich mit Absicht ein gemütliches Beisammensein mit Bekannten in einer Gaststätte beenden wollen, nur, weil mir nach einer Stunde stillsitzen die Füße unruhig sind und ich aufstehen und herumgehen muss. Mir tat außerdem das Sitzfleisch weh. Ich war entgeistert und empört, dass ich die kleine Gruppe „gesprengt“ haben soll mit meinem Verhalten.

Wie weit können andere Menschen gehen, mit ihrem Unverständnis? Was erfinden sie bei sich, um auf solche Annahmen zu kommen?

ADHS als Aufmerksamkeitsbedürfnis zu bezeichnen, mit Lob- und Ruhmsucht gleichzusetzen, Hochsensibilität nicht zu sehen, nicht zu akzeptieren, dass ich leicht zu treffen bin mit sarkastischen und zynischen Bemerkungen, dass es mir Übelkeit erregt, wenn jemand mich zu etwas zwingt, weil jede Aufregung eine Erregung ist, ob nun positiv oder negativ bewertet von anderen – es ist mir einfach unverständlich… Ich fühle mich so wehrlos, so gnadenlos untergebuttert! Geht es denn anderen in ähnlicher Lage nicht ebenso?

Das Leben hat Licht und Schatten – mir allerdings kommt es so vor, als lebte ich permanent nur auf der Schattenseite in Beziehungen. In der Natur finde ich beides, Sonne und Regen, sie gehören dazu, damit kann ich mich abfinden. Aber immer wieder nur verkannt zu werden, das tut weh.

Die Stehauf-Frau Gerel behält trotzdem so gut es geht ihren Humor. Sobald ich das Haus verlasse und auf die Straße trete, laufen mir die Tränen und die Nase – zu starke Reize überall. Die vorübergehenden Raucher erregen mir Übelkeit – die ganze Stadt scheint voller Raucher. Bevor sie in den Bus einsteigen zertreten sie noch rasch die angerauchte Zigarette oder manche lassen sie einfach fallen. Derganze Bus stinkt dann, aber man ist gezwungen, das zu ertragen.

Manchmal fürchte ich mich einfach vor der Welt da draußen

Wald

Zu viele Ideen – zu wenig Zeit

Um bei eintretender Dämmerung und Dunkelheit nicht gleich den äußeren Rollladen herunterlassen zu müssen, habe ich ein Rollo für die Tür gebastelt, damit man nicht vollen Blick auf meine „Räuberbude“, den Raum bei der Arbeit von außen hat. Aber die Strippen haben sich verheddert, und da ich erst noch bei meiner Tochter ein Bad genommen habe, muss die Fertigstellung bis morgen warten.

Inzwischen habe ich Abendbrot gegessen, auf facebook eine Verkaufsgruppe für Kunst (Art) gegründet, die ich moderieren will, wieder ist keiner meiner Arbeits-Texte weiter gewachsen, obwohl da einige sind: Der Krimi, der ein Thriller werden soll. Die sieben Kindergeschichten (ab 12 Jahre, da unter anderem von Schwangerschaft und Geburt die Rede ist), von denen erst drei einhalb vorhanden sind. Die Erzählung „Charlenes Abschied“, die auf Überarbeitung harrt.  „Das geheime Lied von Wyrrnuma“, das in Überarbeitung ist. Die längere, schon lange geplante Erzählung „Katzenmarkt“. Gedichte zum „Verlieben“,   „Archillesverse“, lauter kleine Frechheiten, „Rumpel“, eine Erzählung über ein Wild-Wald-Männchen, das im Gefängnis sitzt,  „Julius“, „Hulda Helene“, „Fußballheini“, „Holly“, ein Briefroman, utopische Geschichten, und noch anderes mehr.

Einfach immer zu viele Ideen. Und wenn ich sie nicht festhalte, sind sie rasch vergessen. Wie „Elisabeths grüne Stimme“, die ich nicht wieder finde.

Aber jetzt mache ich erst einmal Feierabend, schließlich bin ich seit 6.06 Uhr auf den Beinen!

Unbekannte Verwandtschaft

Durch die Schließung der grünen Grenze damals zwischen den beiden Teilen Deutschlands und die Gründung von zwei deutschen Staaten brach die Verbindung zu den westlichen Verwandten meiner Mutter ab. Wir durften nicht mehr hin, meine Mutter dann erst wieder, als sie Rentnerin war. Nicht mal zur Beerdigung ihres Vaters durfte sie fahren.

Nach der Wende 1989 fuhr die 2. Frau meines Halbbruders zur westlichen Verwandtschaft, um zu „betteln“, denn sie liebte schon immer  das Westgeld.

Das war mein Grund,  trotz der neuen Möglichkeiten keine Verbindung dorthin zu suchen. Ich schämte mich ihrer. – Als jetzt meine Tochter durch eine neue Arbeitsstelle in die Heimat meiner Mutter verschlagen wurde und es feststand, dass ich ihr folgen würde, suchten wir uns ihre Heimatstadt als neuen Wohnort aus. Ich bezog eine Wohnung ganz in der Nähe des Wohnhauses, in dem meine Großeltern vor mehr als 60 Jahren zur Miete wohnten.  Einiges hatte ich mir aus meiner Kindheit gemerkt, konnte das Eisengusstor zum Hof und die Gitter vor den Fenstern, die verhindern sollen, dass man auf die Straße stürzt, wieder erkennen.

Von dieser Bettel-Schwägerin kannte ich die Adresse des Hauses, in dem mein Cousin lebt und Weihnachten fasste ich mir ein Herz und schrieb ihm einen Gruß. Jetzt haben wir Februar, ich hatte keine Hoffnung mehr auf eine Reaktion, wusste ja, dass er noch älter ist als ich und mir ist nicht bekannt, in welchen Verhältnissen er jetzt lebt.

Wie habe ich mich darum heute gefreut, als sich die älteste Tochter meines Cousins mit einer wunderschönen Doppelkarte mit Vögeln und bunten Schmetterlingen drauf bei mir meldete, dass sie meine Karte gezeigt bekommen habe und neugierig auf die „unbekannte Verwandtschaft“ sei, da sie ganz in der Nähe wohne und sogar in der gleichen Großstadt arbeite, wie meine Tochter.

Da sie mir außer ihrer postalischen Adresse auch ihre E-Mail schrieb, habe ich gleich geantwortet. Als aber ein Anruf auf mein neues Handy kam, konnte ich das Gespräch nicht schnell genug annehmen, weil mir noch nicht alle Funktionen geläufig sind.

Nun bin ich gespannt, was weiter geschieht. Die e-Mail-Adresse lässt einige Fantasie vermuten, die Auswahl der Karte eine Naturliebhaberin, wie ich ja auch eine bin. Schließlich war ihr Ahn, mein Urgroßvater, ein Waldarbeiter. Da könnten  sich bei uns beiden ähnliche Gene finden lassen!!!

Wieder einmal muss ich warten, was ja so schwer ist, oder postalisch reagieren. Schließlich hatte sie nichts über ihre Familie geschrieben, ich kann nur dem Namen nach wissen, dass sie verheirates ist oder war.  Aber ich habe in meiner Antwortmail einiges über uns erzählt und hoffe, dass es nicht in ihrem Spamordner gelandet ist, hoffe, dass sie wirklich hinter dem  unbekannten Anrufer steckt.

Es wäre einfach  schön, in dieser doch sehr fremden Stadt eine „verwandte Seele“ kennenlernen zu dürfen.

Berge

Ich erinnere mich (4.)

Einmal fuhren wir Richtung Spanien. Es war wieder furchtbar heiß.  In Huelva tauschten wir Geld und kauften eine Landkarte. Wir sahen noch einmal nach, wie weit es bis Gibraltar war: Zu weit.

Also beschlossen wir, nur nach Sevillia zu fahren und die Weltausstellung zu besuchen.  Bei der Suche nach Parkplatz gerieten wir in ein Kaufhaus, dann versuchten wir, zur Weltausstellung zu gehen und stellten fest, dass sie geschlossen war: Es war Montag.

Was soll man ohne Führer in einer Millionenstadt? Wir aßen also nur ein Häppchen und machten uns auf den Heimweg. Diese Fahrt entlang der unsichtbaren Küste ab Bollulos im Nationalpark war sehr schön. Wir bogen irgendwo ab und vergnügten uns am Strand und im Meer.

Am Tag darauf besuchten wir Faro, zuerst erkundigten wir uns am Flugplatz und erfuhren, dass unser Rückflug auf den Abend verlegt wurde. Dann fuhren wir auf die Faro vorgelagerte Insel. Der Strand war weit und breit sauberer als anderswo, keine Felsen, Sandalgarve. E. lag im Schatten, aber ich kann auf so harten Matten nicht sitzen oder liegen, die stellen mir immer das Blut in den Beinen ab und der Steiß tut dann auch weh.  Also lief ich noch weiter herum bis fast zur südöstlichen Spitze. Am Abend fuhren wir zeitig nach Monte Seco zurück zum Schlafen und gingen am nächsten Morgen ganz früh zum Strand. Es war unser vorletzter Tag. Darum bemühte ich mich, die interessanten Kamintürmchen auf den Häusern in Fotos festzuhalten und die Blütenberankung an Häusern und Treppenaufgängen, die hatten mich immer fasziniert.

Der letzte Tag verging dann mit dem Hausputz. Der Holländer hatte erzählt, dass die nächsten Gäste schon bei ihm angerufen hätten. Wir wussten bis dahin nicht, dass ein Telefon im Nachbarhaus ist – hätte uns einige Wege gespart. Als E. den Schlüssel wieder bei ihm abgab, kam der noch einmal mit, um sich auch von mir zu verabschieden und meinte, wir sollten doch im nächsten Jahr wieder kommen.  Dann ging es mit Sack und Pack los, für Badefreuden war es schon zu spät, aber wir fanden ein kühles Plätzchen direkt in Boulé, in einer Gaststätte mit dunklen Stühlen, einem herrlichen Schrank im Hintergrund und gutes Essen: Wein, Martini, Kognak und Sherry Brandy vor dem letzten Kaffee. Ein schöner Abschied, ich konnte sogar meine Fotorunde beenden, denn der Storch stand plötzlich an seinem Riesennest auf dem Stadttor!!!

Recht zeitig fanden wir uns auf dem Flugplatz ein, gaben ohne Probleme das Auto zurück und erfuhren, dass wir statt mit der Pleite-Fluggesellschaft mit Air Columbus fliegen würden. Es ging dann auch tatsächlich mit nur einer Minute Verspätung los. Wir hatten vordere Plätze erwischt und ich saß wie gebannt am Fenster. Straßen, Brücken, Berge, Felder, Wälder und Städte bildeten die schönsten Muster, die es geben kann. Die einzelnen Landschaften sind so verschieden voneinander. Über Spanien fielen mir viele kreisrunde Felder auf, die in Vierteln bestellt waren, so etwas hatte ich vorher nie gesehen.  Die Seen zwischen den Bergen bildeten bizarre Formen, wie ausgezogene Tintenklekse in Schulheften. Je weiter wir nach Norden kamen, desto eher war wieder Wasser in den Flüssen, oft aber doch nur in einem angestauten Teil. Später kamen Wolken, da flogen wir über der Nordsee und erst nach einem Ostschwenk dann über Deutschland im Dämmern und mit beginnender Dunkelheit klarte es wieder auf. Die Lichter von Frankfurt kamen mir dann so bunt vor, wie ein Rummelplatz. Aber eben ein sehr schöner.

Der Verantwortliche von der Pleite-Travel-Line saß mit im Flugzeug: Ein blonder Hühne mit Pferdeschwanz. Aber nachdem wir rasch unser Gepäck bekommen hatten,  sahen wir uns vergeblich nach Elmar um, der uns abholen wollte. In der Nacht ging kein Zug von Frankfurt nach Saarbrücken. Ein Taxifahrer wollte 400,- DM dafür. Wegen dem schlechten Ruf des Frankfurter Bahnhofs beschloss E. auf dem Flugplatz zu nächtigen. Er schlief auf einer Bank, aber für mich war es schlimm. Während der ganzen Zeit keine ruhige Minute geschweige denn Stunde. Der ständige Durchgang von Personal und Fluggästen, die dauernden lauten Durchsagen und die Angst um unser Gepäck … Ab 3.00 Uhr waren dann Kinder da, die laufend zur Toilette mussten oder um uns herumtobten, was den schnarchenden E. aber absolut nicht störte. Als er sich einmal schnaufend umdrehte, grinste und gröhlte ein Trupp Jugendlicher, die ihn wohl für einen Penner hielten: „…besser als auf einer Parkbank.“, So war ich froh, als er endlich um 7.00 Uhr aufstand und ich mich waschen und umziehen konnte, denn ich hatte im Leinenkittel doch heftig gefroren. In meinem warmen Kostüm ging es mir gleich besser. Nach der Suche eines fahrbaren Untersatzes für unser Gepäck frühstückten wir belegte Brötchen und fuhren pünktlich mit dem „Goethe“ nach Paris, wo ich dann doch noch sitzend eine Mütze voll Schlaf bekam. Von Homburg nach Limbach brachte uns ein Taxi, dessen Fahrer zwar die Gartenstraße, aber nicht das „Kino Café““ kannte.

Ich war wie erlöst, wieder zu Hause zu sein nach den Strapazen, hatte von vier verschiedenen Menschen und der Akademie Post. Mein Sohn rief an, dass er am Leistenbruch operiert worden sei und ich ging schlafen. Als ich aufwachte, arbeitete E. schon. Ich fand den Weg in meine Küche und bereitete die ersten Pommes frites mit Catchup für Gäste … Alles ging wieder seinen gewohnten Gang.

Sonnenglitzern

Tiefe

Des blauen Himmels Tiefe

offenbart mein Selbst.

Nach des Herbstes

Farbenvielfalt

Hoffnung auf einen

leuchtenden Frühlingsmond.

 

Schau, die noch schwache Sonne

glitzert auf dem Wasser!

Der Teich rüstet sich.

Gänse schnäbeln im Gras.

Einsame Vögel zwitschern

ein Liebeslied der Angebeteten.

 

Löse dich endlich, Schmerz!

Vergangenes lass vergangen sein.

Bitte um nur kleine Hoffnung

auf einen sanften neuen Frühling.